Rezension: „Singende Barsche“ von Bert Lingnau

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Schon länger wollte ich auf nordverliebt Bücher vorstellen, die sich mit Mecklenburg-Vorpommern beschäftigen, seien es Sachbücher oder fiktionale Geschichten. Da trifft es sich gut, dass Singende Barsche von Bert Lingnau in meinem Briefkasten gelandet ist.

Worum geht’s?

Der in Barth/Vorpommern geborene Schriftsteller und Journalist Bert Lingnau hat in Singende Barsche 62 authentische Kriminalfälle zusammengetragen, die sich zwischen 1135 und 1985 in Mecklenburg-Vorpommern ereignet haben.

Freuen Sie sich auf listige Schafdiebe in Rostock, dreiste Kunsträuber in Schwerin, gelbe Schweine in Demmin und Wollüstige, die in Stralsund in Wallung geraten. Polizeihunde schnüffeln nach Weihnachtsbaumdieben, schlitzohrige Fischer verkaufen falsche Lachse, betrügerische Forstmeister und störrische Droschkenkutscher gaunern umher. Aber auch Morde und Hinrichtungen geschehen in diesem zweiten kriminellen Reiseführer durch MV.

Klappentext

Der Klappentext zeigt schon deutlich, dass Singende Barsche einen bunten Mix an Geschichten bereit hält. Und gerade dieser Mix sorgt für ein kurzweiliges Lesevergnügen.

Kriminelles Mecklenburg-Vorpommern

Die Kurzgeschichten sind in die Abschnitte Westmecklenburg, Rostock und Umgebung, Mecklenburgische Seenplatte und Vorpommern unterteilt. Außerdem beginnt jede Geschichte mit dem Ort, an dem sich das Verbrechen zugetragen hat. Als Leser weiß man also immer, wo in Mecklenburg-Vorpommern man sich gerade aufhält. Für eine noch bessere Übersicht gibt es auf der letzten Seite eine aufklappbare Karte des Bundeslandes, in dem noch einmal alle Tatorte aufgezeigt sind. Eine sehr schöne Idee.

Singende Barsche von Bert Lingnau

Zu Beginn jedes Kriminalfalls weist zudem ein roter bzw. schwarzer Fisch darauf hin, ob es sich um eine eher heitere (rot) oder ernste (schwarz) Geschichte handelt. Da die Geschichten nicht aufeinander aufbauen, kann hier je nach Lust und Laune querbeet gelesen werden. Aber Achtung: Auch bei den roten Fischen geschehen Morde!

Heiteres und nachdenkliches

Der Tonfall der einzelnen Geschichten passt sich dem Kriminalfall an. Mal ist er heiter mit augenzwinkernden Metaphern, mal ernst und berührend. Nachdenkliches gibt es in Geschichten wie „Der Pogrom gegen mecklenburgische Juden 1492“ oder „Die Geschichte des Harry Weltzin“, in der 1983 ein Mann an der innerdeutschen Grenze zu Tode kommt. Ein Mahnmal für Harry Weltzin wurde 2013 eingeweiht, wie ein in der Geschichte enthaltenes Foto zeigt. Die zum Text passenden Fotos ziehen sich übrigens durch das gesamte Buch. Ein nettes Detail.

Spannend ist er, der Einblick in die (kriminelle) Historie des Landes. Nicht immer ruhmreich, aber immer informativ. Der Autor reichert seine interessanten, gut recherchierten Erzählungen immer wieder mit Originalzitaten aus z. B. alten Zeitungen an. So macht das Buch auch große Lust, ein wenig mehr in die Vergangenheit Mecklenburg-Vorpommerns einzutauchen. Hier empfiehlt sich ein Blick in den Anhang, wo Bert Lingnau die Quellen seiner umfangreichen Recherchen aufgelistet hat.

Aufmachung

Die Aufmachung von Singende Barsche gefällt mir sehr gut. Als Taschenbuch im rechteckigen Format erinnert es tatsächlich an einen Reiseführer und als das kann das Buch ja auch gesehen werden. Wenn auch als Reiseführer der besonderen, weil kriminellen Art. Die letzte Seite des Buches ist die bereits erwähnte aufklappbare Karte von Mecklenburg-Vorpommern, auf der die Kriminalfälle ihren Orten zugeordnet sind. Wer mag, kann hier also eine Art „Krimitourismus“ betreiben. Das Buch kann dabei bequem in der Handtasche mitgenommen werden.

Fazit

Singende Barsche ist ein Potpourri aus unterschiedlichen Kriminalgeschichten, die allesamt in Mecklenburg-Vorpommern spielen. Mal mit einem humorvollen Ton versehen, mal ernst oder sogar bedrückend lassen sich die spannenden und wahren Fälle auch gut als Zwischendurchlektüre lesen.


Herzlichen Dank an den Autor Bert Lingnau für das Rezensionsexemplar.

Singende Barsche von Bert Lingnau
2022 im Klatschmohn Verlag erschienen
ISBN 978-3-941064-89-8 / 212 Seiten / 11,80 Euro

3 Comments

  1. Liebe Frau Pludra,

    vielen Dank für Ihre Rezension, über die ich mich sehr freue! Es ist sehr schön, dass Ihnen mein Buch gefallen hat.
    Sie beschreiben in jedem Satz, was die „Barsche“ ausmacht und ich als Autor mit ihnen erreichen möchte.

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