Es wird mal wieder Zeit für eine Buchempfehlung. Wie zuletzt Singende Barsche von Bert Lingau hat auch mein heutiger Tipp (natürlich) mit Mecklenburg-Vorpommern zu tun. Bei einem Blick auf meinen Blog dürfte euch bekannt sein, dass ich sehr gerne die Schlösser und Herrenhäuser der Region besuche, seien sie nun saniert oder ruinös. Einen besonderen Reiz üben verlassene Orte aus und ich frage mich, was für eine Geschichte dahinter steckt und warum das Gebäude einfach verfällt. Und genau hier kommt mein Buchtipp ins Spiel. Es handelt sich um Geisterstätten – Vergessene Orte in Mecklenburg-Vorpommern von Martin Kaule und Arno Specht.
Inhaltsangabe
Mecklenburg-Vorpommern hat nicht nur feinsandige Strände und aufwendig restaurierte Altstädte zu bieten. Im dünn besiedelten Land an der Ostsee findet man auch geheimnisvolle „Geisterstätten“: Orte, die einst von Bedeutung waren, in denen heute aber Ruhe und Verfall herrschen. Martin Kaule und Arno Specht haben sich auf die Spuren des Verfalls begeben und zeigen in Bildern und Geschichten ein weithin unbekanntes Mecklenburg-Vorpommern: vergessen, verlassen, still und voll schaurigem Charme.
Geschichte erleben
Auf insgesamt 96 Seiten stellen die Autoren Martin Kaule und Arno Specht 14 vergessene Orte vor. Die meisten waren mir unbekannt, ein paar kannte ich vom Namen her und habe sie auch schon besucht, wie den „Koloss von Rügen“, das KdF-Bad in Prora, oder die Flakartillerieschule in Rerik.
Gelungen ist die Vielfalt der vorgestellten Stätten. Fabriken und Schulen sind ebenso vertreten wie ein Bunker und ein Hotel. Die Autoren führen uns z. B. in den Stasi-Bunker bei Crivitz, das Kinderheim in Zinnowitz oder zum Fliegerhorst Hagenow.
Jedem dieser Ort sind mehrere Seiten gewidmet. In ausführlichen Beschreibungen gehen die Autoren auf die wechselhafte Geschichte des Ortes ein, erzählen von schönen wie bedrückenden Ereignissen, und auch, wie weit der Verfall fortgeschritten ist. Ein Verfall, der auch immer wieder Schönes zu Tage bringt.
Auch wenn sich die Decke des großen Saals mittlerweile bedrohlich wölbt, prangt an ihr noch üppiger Stuck. [….] Staub und Brösel des abgefallenen Putzes bedecken überall die Fußböden, doch wenn man den Schutt beiseite wischt, kommen elegant verzierte Bodenfliesen zum Vorschein.
Seite 24
Morbider Charme
Ein Buch über Lost Places sollte natürlich auch mit passenden Bildern ausgestattet sein und Geisterstätten – Vergessene Orte in Mecklenburg-Vorpommern präsentieren davon jede Menge. Eindrucksvolle, teils morbide Fotos in verschiedenen Größen lassen uns gedanklich an die jeweiligen Orten reisen. Die Bilder zeigen mal kleine Details, mal das große Ganze. Einige muten gruselig an, so wie ein großer Kessel in den Ruinen der Nervenheilanstalt Domjüch, andere wirken auf geisterhafte Weise schön, so wie das Bild einer Brücke, die zwei Gebäudes des Kinderheims von Zinnowitz vereint.
Reiseführer zu Geisterstätten
Die Autoren haben einen spannenden Reiseführer vorgelegt. Einen Reiseführer der besonderen Art, denn er soll uns nicht tatsächlich an die vorgestellten Orte bringen. Die Autoren haben nämlich bewusst darauf verzichtet, die genaue Lage zu nennen. Und so reisen wir in Gedanken an die geisterhaften Stätte.
Fazit
Geisterstätten – Vergessene Orte in Mecklenburg-Vorpommern ist eine spannende, eindrücklich bebilderte Reise durch verlassene Orte. Eine Empfehlung für alle, die sich für Lost Places begeistern können.
Geisterstätten – Vergessene Orte in Mecklenburg-Vorpommern von Martin Kaule und Arno Specht
am 09.05.2022 im Jaron Verlag erschienen.
ISBN: 978-3-89773-794-5 / 96 Seiten