Krakower See mit Bootshäusern

Marodes und Buntes in Krakow am See

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Moin Moin!

Mops Herrmann wollte mal wieder etwas Neues sehen und schlug vor, dass wir uns den Aussichtsturm auf dem Jörnberg in Krakow am See ansehen. Uns hätte klar sein müssen, dass er den Turm natürlich auch hinaufklettern will und mit „hinaufklettern“ meine ich, dass er getragen werden will. Aber der Reihe nach…

Wir parken auf dem Parkplatz am Möwenweg, der trotz des Wochenendes nur mäßig besetzt ist. Das liegt vielleicht auch am trüben Wetter.

Mops Herrmann ist glücklich und hopst sofort in den Wald – den Kurwald, der derzeit umgestaltet wird. Dazu gehört u. a., dass die Wege ausgebaut werden und die Beschilderung erneuert wird – Infos nur Neugestaltung findet ihr auf der Seite der Touristinformation. Das Ende der Arbeiten ist für den Herbst 2021 geplant, auch das wird auf der verlinkten Seite mitgeteilt.

Während Herrmann den Radius seiner Leine bis zum Letzten ausreizt, genießen wir den beinahe menschenleeren Wald und den See. Sofort werden wir von Enten beäugt, die einerseits hoffen, dass wir etwas zum Essen dabei haben, andererseits aber wohl einfach ihre Ruhe haben wollen. Nachdem nichts Essbares aus unseren Taschen kommt, schwimmen sie schnatternd davon.

Der graue Himmel drängt uns zum Aufstieg auf den Jörnberg, wo sich der Aussichtsturm befindet. Schließlich hoffen wir auf eine gute Aussicht und da ist ein Himmel, der sich immer weiter zuzieht, wenig hilfreich. Zum Glück hat der Mops seine All-Rad-Pfoten aktiviert, denn der Weg ist recht steil – aber dafür auch kurz.

Die Turmspitze verschwindet in den Blättern und dem grauen Himmel. Es sieht nach Regen aus, aber noch ist davon nichts zu spüren.

Viele Stufen führen zum Panoramaausblick

Ein Mann sitzt wartend auf der Bank, wir hören leise Stimmen im Turm. Offenbar machen sich dort ein paar Menschen an den Abstieg. Wir warten ein paar Minuten, da sich der Aufgang als recht schmal erweist und wir uns nicht an den anderen Besuchern vorbeischieben wollen.

Mops Herrmann verweist derweil auf die Anzahl der Stufen und bietet an, dass wir ihn tragen können. Der Göttergatte sagt nicht nein und während er den Mops schultert, kommen die Menschen, deren Stimmen wir schon vorab vernommen hatten, aus der Tür heraus. Auf geht’s!

126 Stufen später – Herrmann fand den Aufstieg gar nicht sooo anstrengend – kommen wir auf der Aussichtsplattform an und werden mit einem tollen Panoramablick belohnt. (Klickt euch gerne durch die unten angefügte Galerie).

Toll, die kleinen Bootshäuser, die sich ins Schilf schmiegen. Auch die Seepromenade von Krakow am See ist zu sehen. Und so viel Grün. Der Aufstieg hat sich definitiv gelohnt. Mehr noch, als plötzlich ein Seeadler dicht an unserem Ausguck vorbeifliegt und in den Weiten der Seenlandschaft verschwindet.

Die von oben fotografierte Seepromenade wollen wir uns noch aus der Nähe ansehen, also wieder 126 Stufen runter.


Pfff

Ich weiß gar nicht, was meine Menschen haben. Die paar Stufen.
Allerdings muss ich bemängeln, dass ich gar nichts sehen konnte. Es gibt auf der Aussichtsplattform keine Gucklöcher für Möpse!
Herrmann Mops

Krakow am See ist der zweitälteste Luftkurort Mecklenburgs und anders als im Wald und auf dem Jörnberg sind hier auch ein paar mehr Menschen unterwegs. Viele davon auf dem Fahrrad.

Auf dem Weg zum See kommen wir an einigen verfallenen Gebäuden vorbei.

Deutlich ist zu sehen, wie sich die Natur das Grundstück und das Haus zurückholt. Was war das wohl für ein Gebäude? Just in diesem Moment wird mein Gedankengang von einer Stimme hinter uns unterbrochen: „Wissen Sie, was das früher war“? Der Göttergatte und ich drehen uns um. Ein älterer Mann lächelt uns freundlich an und fängt an, uns die Geschichte des Hauses näher zu bringen. Er erzählt, dass das Haus u. a. eine Berufsschule für Funker war und er selbst dort gelernt hat. (Anmerkung: In den Kommentaren hat mich ein Leser darauf aufmerksam gemacht, dass es sich um Funkmechaniker handelte – vielen Dank!). Wie es dort früher ausgesehen hat, zeigt ein Foto, das Güstrow History veröffentlicht hat.

Obwohl es schon seit vielen Jahren Pläne gibt, Geld in die Anlage zu stecken und daraus ein Hotel zu machen, liegt es einfach nur brach. Genau wie ein weiteres großes Haus, das sich auf den Nebengelände befindet und das laut Angaben unseres spontanen Reiseführers ebenfalls dem Besitzer der ehemaligen Berufsschule gehört.

Auch hier steht alles still, laut der SVZ handelt es sich hierbei um das Ex-Gästehaus des Rates des Bezirkes Schwerin. Verrückt, dass man solche Gebäude einfach verfallen lässt. Der Mann erzählt uns, dass bei der ehemaligen Berufsschule extra die Fenster rausgenommen wurden und teilweise das Dach abgedeckt wurde, damit es schneller verfällt. Danke an den unbekannten Mann für seine spannenden Erklärungen.

Bunt statt marode

Viel fröhlicher sieht es hingegen am Krakower See aus, der mit bunten Bootshäusern gesäumt ist.

Mein Bücherherz jubelt, als es dieses tolle Bootshaus mit farblich passender Bücherbox sieht. Eine schöne Idee! Der kleine Buchtauschschrank steht allen offen und ist an der Promenade natürlich gut platziert. Für mein Bücherregal – und für meinen Buchblog Wörter auf Papier – habe ich allerdings nichts gefunden.

Bunt ist es auch am Bootsverleih. Mit ihren fröhlichen Farben laden die Tretboote normalerweise zum Schippern auf dem See ein. Heute schwappen sie allerdings unbeachtet im unruhigen Wasser hin und her. Die ersten Tropfen fallen vom Himmel. Heute will niemand ein Boot mieten.

Der buchten- und inselreiche Krakower See ist übrigens einer der größten Seen der Mecklenburgischen Seenplatte.

Als selbst die Enten an Land flüchten, werfen wir noch einen letzten Blick auf den Aussichtsturm und machen uns wieder auf den Heimweg.

Der kleine Gang durch Krakow am See hat uns sehr gefallen. Wenn das Wetter schöner (trockener) ist, werden wir die Stadt am See noch einmal besuchen. Vielleicht gibt es dann statt der vielen Enten ein paar Krähen zu sehen. Der Name Krakow ist nämlich slawischen Ursprungs und bedeutet Krähe oder auch Rabe.

8 Comments

  1. Moin aus Kiel,
    sehr schöner Artikel. Weckt alte Erinnerungen. Ich wurde von 1976 bis 1979 in Krakow am See zum Funkmechaniker ausgebildet.
    In der ehemaligen Berufsschule wurden Funkmechaniker (Radio- und Fernsehtechniker) und E-Mechaniker
    (Elektro Monteure) ausgebildet. Das erste Lehrjahr wohnte im Internat am Bahnhof und wurde vom Ehepaar Heinrich beaufsichtigt. Ab Lehrjahr 2 konnte man dann in der Berufsschule direkt wohnen.
    Viele Grüße
    Dietmar

  2. Hallo Maria,
    in der Schule wurden Funkmechaniker (eher bekannt als Radio-Fernsehtechniker)
    ausgebildet. Es war einer der wenigen Schulen in der DDR für diese Fachrichtung.
    Hauptsächlich waren es Lehrlinge von damaligen PGH`s, vom Industrievertrieb und von Selbständigen. War bis 1986 an der Schule. Mein Vater war auch schon an der Schule. Der war aber schon Ende der fünfziger. Das verfallene Gebäude hat schon ein wenig Geschichte. Schade darum.

    • Hallo Jörg,
      vielen Dank für diesen Hinweis, das werde ich gleich im Text vermerken.
      Ich finde es auch schade, dass mit dem Gebäude offenbar nichts mehr passiert. Aber Geschichte zu erhalten ist halt aufwendig …
      Mein Mann wurde übrigens auch zum Funkmechaniker ausgebildet, allerdings in Neustrelitz.
      Herzliche Grüße
      Marie

    • Hmm…sehr komisch. Zwei Kommentare waren im Papierkorb, der hier wurde aber gepostet. Da muss ich mal gucken…
      Zum Glück konnte ich den Kommentar wiederfinden. 🙂

  3. Guten Abend, Marie, schöner Artikel über Krakow, die Berufsschule gehörte zu DDR- Zeiten zum allgemeinen Berufsschulverbund, ich glaube, Elektriker würden dort ausgebildet, in Klues war die Berufsschule für Forstwirtschaft, alle nach 90 erstmal dicht gemacht.fruher fuhr auf dem krakower See ein Dampferchen mit dem schönen Namen „Frauenlob“. Jetzt gibt es ein Solarboot, aber der Bootsmann ist ein Schwätzer. Empfehlen kann ich in Krakow das Druckereimuseum.lg

    • Danke dir, liebe Hanne! Das mit den Elektrikern kann auch gut sein. Der Mann sprach von mehreren Berufen, ich konnte mich aber nur noch an die Funker erinnern. Ich wollte dann nichts Falsches schreiben. 🙂 Die „Frauenlob“ lag am Ufer! 😀 Der Name ist mir auch gleich aufgefallen.

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