Vor ein paar Tagen habe ich von den überraschenden Entdeckungen in einem Wald bei Diekhof erzählt. Am vergangenen, sehr sonnigen Wochenende führte uns eine Wanderung erneut in diese Richtung. Diesmal haben wir die Reste der Munitionsanstalt aber – wortwörtlich – links liegen gelassen und sind geradeaus gelaufen. Unser Ziel war diesmal nämlich das Örtchen Korleput.

Ich gebe zu, ich wollte dort einfach hin, weil der Name so rasend niedlich ist. Als ich einer Freundin von dem Ort erzählte, meinte sie, es würde so klingen, als hätte sich eine deutsche Pippi Langstrumpf den Namen ausgedacht. Das finde ich auch – also auf ins „schwedische“ Dörfchen Korleput, das etwas versteckt in einem Waldgebiet liegt.
Ein Grab im Wald?
Es ist doch immer ratsam, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. Obwohl wir diesen ersten Teil des Weges schon einige Male gegangen sind, fällt mir jetzt erst ein besonderer Stein auf. An der ersten Abzweigung, in einer kleinen Senke, entdecke ich ihn von umliegenden Ästen fast verdeckt. Ein Grabstein.


Der Stein ist so verwittert, dass die Daten nur noch schwer zu erkennen sind. „geb. 186?“ Darunter die Zahl „1888“. Welche Geschichte sich wohl dahinter verbirgt? Nach einem Friedhof sieht es hier eher nicht aus.
Der weitere Weg zeichnet sich dann ohne Entdeckungen von Grabsteinen aus. Nur ein strahlend blauer Himmel über uns und die Geräusche der Natur um uns herum. Der breite Weg, der durch den Wald führt, wird vor allem von Wirtschaftsfahrzeugen genutzt. Aber nicht an diesem sonnigen Sonntag. Weder Fahrzeuge noch Menschen sind unterwegs.
Würde ich eine Reise in die Vergangenheit machen und meinem in Berlin studierenden Ich von der Ruhe vorschwärmen, hätte es sich bestimmt sehr gewundert: Die ländliche Ruhe dem Trubel der Großstadt vorziehen? Kaum zu glauben, aber so ist es.
Das Lauteste auf dem gut 2,5 km langen Weg nach Korleput sind die unzähligen Vögel, die sich gegenseitig mit ihrem Gesang übertrumpfen wollen.



Astbruch und Blicke in die Vergangenheit
Der Waldweg endet an einer schmalen, asphaltierten Straße. Der Göttergatte erklärt, dass Korleput nun nicht mehr weit ist. Gespannt wenden wir uns nach rechts, nichtsahnend, dass gleich beinahe ein Unglück passiert. Wir sind erst wenige Schritte gegangen, als kurz vor dem Korleputer Bach plötzlich ein großer Ast mit lautem Getöse vor unsere Füße fällt. Schockschwerenot!
Man sollte doch meinen, die losen Äste wären alle bei den schweren Stürmen des vergangenen Monats runtergekommen. Zum Glück war Mops Herrmann nicht wie sonst voraus geeilt, sondern brav an unserer Seite geblieben. Nachdem sich unsere Herzen beruhigt hatten und Herrmann seines mit einem Leckerli, ging es weiter.
Ein Dörfchen am Wald

Ein weiteres Asterlebnis bleibt uns erspart und wir passieren den Korleputer Mühlenbach. Der Bach teilt sich später und fließt als Recknitz bzw. Augraben weiter bis zum Saaler Bodden bzw. in die Nebel.
Und noch ein Wort zum Mühlenbach: In Korleput stand einst eine Mühle, daher der Name. Wahrscheinlich im 16. Jahrhundert entstanden, wurde sie 1997 durch einen Brand beschädigt und nach ein paar Jahren schließlich abgerissen.
Wir bleiben vor einem Holzzaun stehen und blicken auf das kleine Dörfchen Korleput. Ein wohliges Schwedengefühl setzt ein. Es fehlt eigentlich nur die typisch schwedische Holzverkleidung an den Häusern. Weil ich den Namen so zauberhaft finde, habe ich ein wenig recherchiert. Korleput wurde urkundlich erstmals Mitte des 15. Jahrhunderts erwähnt, damals allerdings noch unter dem Namen Kuddelput. ☺️

Auf dem Foto sind auch schon fast alle Häuser des Dorfes zu sehen. Was für ein idyllisches Fleckchen Erde!

Während wir in der angenehmen Märzsonne die kleine Anhöhe zu den Häusern hinaufgehen, werden wir von neugierigen Pferden beobachtet. (Weitere neugierige Pferde außerhalb des Bildes.)
Da sich sonst nichts regt, freuen sie sich wohl über Gesellschaft. Besonders Herrmann wird beäugt. Wahrscheinlich sind die Pferde eher größere Dorfhunde gewöhnt.
Ein aufmerksamer – und in der Tat größerer – Hund ist dann ein paar Häuser später auch zu sehen. Bellend begrüßt er uns. Um ihn nicht unnötig zu nerven, kehren wir aber gleich wieder um. Das letzte Haus von Korleput war eh fast erreicht.
Etwas abseits der anderen Häuser steht übrigens das ehemalige Forsthaus, das auf der Denkmalliste des Landkreises Rostock zu finden ist und für einen Urlaub fernab allen Trubels gemietet werden kann.
Menschen haben wir keine gesehen. Vielleicht lagen alle in einem dörflichen Mittagsschlaf.

Zurück durch die Wildnis
Wir wenden uns dem Rückweg zu. Gehen wir den Waldweg zurück oder versuchen wir, eine andere Straße zu finden? Wir folgen noch einige Meter der Betonspurenstraße, die übrigens erst seit Herbst 2018 besteht und drehen dann erneut in den Wald ab.

Zunächst sieht der Waldweg noch ganz gut aus, aber nach nur ein paar Minuten landen wir an dieser nicht sehr vertrauenerweckenden Brücke. Ein Baum ist auf den vorderen Teil gestürzt – immerhin bevor wir kamen – und hat einiges zerstört. Allerdings hat der Baum der Brücke wohl nur den letzten Rest gegeben. Sie sieht schon arg mitgenommen aus. Letztlich ist es aber auch egal, da der Weg dahinter kein Weg mehr ist und nur noch ins Moor führt. Also Rückzug.
Da unser richtiger Waldweg kurz hinter dem Bach beginnt, gehen wir eine Weile parallel, um zu sehen, ob es nicht doch einen Weg auf die andere Seite gibt. Das führt zu dreckigen Schuhen und Pfoten, da wir mitten im Moor landen. Wer mit uns eine Wanderung macht, muss sich immer auf Unvorhergesehenes gefasst machen.
Drachenbäume und Pferdeschnauzer
Aber, oh Wunder! tatsächlich treffen wir nach einigen Metern durch das grüne Dickicht dann doch auf einen Waldweg. Nicht den von uns gesuchten, aber immerhin. Jetzt wird es besser, denken wir. Allerdings haben wir da die Rechnung ohne den letzten Sturm gemacht. Der Waldweg hat sich zum Parcours entwickelt. Umgestürzte Bäume liegen kreuz und quer. Herrmann gibt sein Bestes. Wir auch.




Die Stürme haben hier wirklich ordentlich gewütet. So viele Bäume sind umgeknickt, entwurzelt, mitgerissen von anderen umstürzenden Bäumen. An einigen Stellen sieht man, dass Aufräumarbeiten begonnen haben, aber es scheint mir, als ob das noch eine ganze Weile dauern wird.
Letztlich meistern wir alle drei den Parcours und können uns zwischendurch auch an dem strahlend blauen Himmel erfreuen.

Kurz, bevor wir wieder die befestigte Straße nach Hause einschlagen, entdecken wir auf einer Weide noch etwas Putziges: Ein Pferd mit Schnurrbart!


Bis auf die Zeit, in der wir durch das Moor und das Unterholz gestapft sind, war es eine sehr entspannte Wanderung. Insgesamt sind wir rund 7,5 km gegangen.
Und das Schönste: Ich habe ein Dörfchen namens Korleput kennengelernt.
Nach Erzählungen handelt es sich bei dem Grabstein um ein Pferdegrab.
Danke für den Hinweis. Das habe ich mittlerweile auch von zwei weiteren Personen gehört. Ich muss schauen, ob ich noch genaueres dazu erfahre. Es klingt nach einer spannenden Geschichte.
Was für eine schöne Geschichte. Vor allem, wenn man in diesem Dorf aufgewachsen ist.
Vielen lieben Dank, Helga! Das freut mich sehr.