Wie bereits in meinem letzten Artikel zu Ludwigslust angekündigt, zeige ich euch heute mehr von Schloss Ludwigslust und dem anliegenden weitläufigen Schlosspark. Im Schloss befindet sich ein Museum, das wirklich sehenswert ist. Der Schlosspark ist wunderschön und ohne Untertreibung riesig. Ich empfehle euch deshalb, dass ihr euch für beides ausgiebig Zeit nehmt.
Auf zum Schloss
Die kopfsteingepflasterte und mit Bäumen eingefasste Schlossstraße in Ludwigslust führt direkt zum Schloss. Direkt bedeutet auch direkt. Tatsächlich könnt ihr bis vor die Tür fahren und das konnte ich während meines zweitägigen Aufenthalts auch oft beobachten. Offenbar finden es gerade die Einheimischen toll, abends nochmal am Schloss vorbeizufahren. Das ist wohl das obligatorische „gute Nacht sagen“, von dem die Gastgeberin des Hotel de Weimars sprach (siehe Zwei Tage im zauberhaften Ludwigslust).
Zur Geschichte des Schlosses
Der Name Ludwigslust geht zurück auf Herzog Christian Ludwig II, der Anfang der 1730er Jahre in dem Ort Klenow ein Jagdschloss errichtete, das er „Ludewigs-Lust“ nannte. Das heutige Barockschloss Ludwigslust ließ sein Sohn Herzog Friedrich von Mecklenburg-Schwerin in den Jahren 1772 bis 1776 erbauen. Die Pläne stammten vom Hofbaumeister Johann Joachim Busch. Nach der Fertigstellung des Versailles des Nordens zog Herzog Friedrich ein und ließ das Jagdschloss „Ludewigs-Lust“ abreißen. Noch bis 1945 wurde Schloss Ludwigslust von den Herzögen bewohnt.
Wiedereröffnung nach Restauration
Im März 2016 wurde nach einer fünfjährigen und sehr aufwändigen Restaurierung der Ostflügel des Schlosses wiedereröffnet. 18 Räume zeigen nun das höfische Leben. Der prunkvollste Raum und Höhepunkt der Entdeckung durch Schloss Ludwigslust ist der Goldene Saal. Dieser reicht über zwei Etagen (die anderen Räume sind alle erstaunlich klein) und glänzt mit seinen großen Kristallleuchtern und vielen goldenen Elementen.
Nun dürfte klar sein, warum dieser Raum der Goldene Saal genannt wird. Was für ein Anblick! Was für ein Prunk.
Pappmaché, Modelle aus Kork und textile Wandbespannung
Ja, was für ein Prunk. Aber wusstet ihr, dass eine Vielzahl der schmückenden Elemente aus bemalten Pappmaché besteht? Auf dem folgenden Foto seht ihr einen Ausschnitt einer Säule im Goldenen Saal. Hier ist deutlich das Pappmaché zu erkennen.
Warum das so gemacht wurde? Ganz einfach, das Material war einfach günstiger. Und die Idee machte Furore. Büsten, Verzierungen an Säulen und Decken, ganze Möbel und Statuen wurden aus dem Material gefertigt. Der „Ludwigsluster Carton“, wie das Pappmaché genannt wird, ist weit über das Schloss Ludwigslust berühmt geworden und schmückte viele Räume in ganz Europa.
Ein herrschaftliches Kabinett, viele Gemälde und Korkmodelle
Auf ungefähr 3000 Quadratmetern könnt ihr in vergangene herrschaftliche Zeiten eintauchen. Besichtigen könnt ihr z. B. auch das rekonstruierte Kabinett im 1. Obergeschoss. Der Raum mit dem Schreibtisch des Herrschers wird allein durch historische Leuchter erhellt. Das soll einen Eindruck der Beleuchtung um 1800 geben.
Ein weiteres Highlight ist die ehemalige Gemäldegalerie. Gemälde der Hofmaler Matthieu, Findorff, Suhrlandt und Lisiewsky sind ebenso zu sehen wie Architekturmodelle aus Kork.
Ich muss gestehen, dass ich keine Ahnung von Gemälden habe und mich die Architekturmodelle weit mehr begeistert haben. Außerdem bin ich ein Fan dieser textilen Wandbespannungen und Tapeten. Für den Hausgebrauch sind sie wohl etwas übertrieben, aber kunstvoll sind sie allemal.
In weiteren Audienz- und Wohnräume könnt ihr Münz- und Waffensammlungen, Porzellan und Uhren sowie Elfenbeinschnitzereien betrachten. Und natürlich die Thronsessel.
Mir hat der Besuch im Schloss sehr gefallen und ich freue mich darauf, in naher Zukunft auch den Westflügel zu erkunden.
Westflügel bald im neuen Glanz
Während der Ostflügel bereits begehbar ist, wird der Westflügel des Schlosses derzeit noch restauriert und teilweise für die Öffentlichkeit hergerichtet. Voraussichtlich bis Ende 2023 werden die Arbeiten an den 35 Räumen noch andauern. Dann kann u. a. das Alkovenzimmer der preußischen Prinzessin Alexandrine bewundert werden. Einige Bilder aus dem Westflügel könnt ihr auf der Seite der Staatlichen Bau- und Liegenschaftsverwaltung in Mecklenburg-Vorpommern ansehen.
Öffnungszeiten und Preise
des Schlossmuseums
15. April bis 14. Oktober: Dienstag bis Sonntag von 10 – 18 Uhr
15. Oktober bis 14. April: Dienstag bis Sonntag von 10 – 17 Uhr
Letzter Einlass: 30 Minuten vor Schließzeit.
Erwachsene: 6,50 €, ermäßig 4,50 €,
Kinder unter 18 Jahren gratis
(Stand: August 2022)
Aus dem Museum in den Park
Hinter dem Schloss Ludwigslust beginnt der Schlosspark. Falls ihr euch vor dem Spaziergang durch den Park noch stärken wollt, dann solltet ihr euch zu den in der Mitte des Bildes befindlichen Sonnenschirmen begeben. Diese gehören zum Ludwigsluster Schlosscafé. Ihr könnt sowohl auf der Terrasse als auch im Jagdsaal sitzen. Die Öffnungszeiten des Ludwigsluster Schlosscafés findet ihr auf der Facebook-Seite. Das Café habe ich nicht getestet, weil die Plätze draußen leider alle besetzt waren. Das wird aber nachgeholt.
Der vielseitige Schlosspark Ludwigslust
Aber nun: Mit etwas Geschichte geht es auf ins Grüne.
Der ursprüngliche Schlosspark wurde 1731 bis 1735 am Jagdschloss von Christian Ludwig II. angelegt und war deutlich kleiner als der heutige. Ende des 18. Jahrhunderts plante Johann Joachim Busch (der Baumeister des Schlosses) die Erweiterung des Parks, doch erst Mitte des 19. Jahrhunderts erhielt er seine jetzige Form. Mit seinen ca. 120 Hektar ist er der ausgedehnteste Landschaftspark Mecklenburgs.
Der Schlosspark lockt nicht nur mit seiner Weitläufigkeit, sondern auch mit seiner abwechslungsreichen Gestaltung. Wasserläufe und Teiche, besondere Architektur und Pflanzenvielfalt – der Park hält viele Überraschungen bereit.
Tipp: Für meine Tour durch den Park habe ich mir die EntdeckerRouten-App runtergeladen. Darin findet ihr die Ludwigsluster Parktour, die euch an insgesamt 11 Stationen führt. Hier könnt ihr kurzen Texten lauschen, die euch einen Einblick in die Geschichte des Parks geben.
Eine Insel mit Kirche
Eine Station ist die katholische Kirche St. Helena und Andreas, die auf einer künstlich angelegten Insel steht. Die neugotische Kirche wurde 1809 eröffnet und gehört zu den ältesten römisch-katholischen Kirchen in Mecklenburg. Eine Besonderheit ist, dass der Glockenturm getrennt von der Kirche und jenseits der künstlichen Insel errichtet wurde.
Künstliche Ruine mit fliegenden Bewohnern
In einem anderen Teil der Parklandschaft ließ Herzog Friedrich Franz I. um 1785 alles nach englischem Vorbild gestalten. Im Gegensatz zu einem Barockgarten, der mit seiner strengen Ordnung beeindruckt, sollte der Park hier ganz natürlich erscheinen. Und tatsächlich hat man nun eher das Gefühl, durch einen Wald zu laufen. Die Gärtner pflanzten hier heimische Pflanzen wie Rottannen, Lärchen und Wildrosen.
Auf einer Lichtung stößt der Besucher unvermittelt auf eine künstliche (!) Ruine. Auch diese hatte sich Herzog Friedrich gewünscht.
Das Bauwerk besteht aus Raseneisenstein, das aus der Ludwigsluster Region stammt und auch Klump genannt wird. Das verwitterte Äußere des Steins gibt der sogenannten Grotte ein ganz besonderes Aussehen. Ob das auch die Bewohner des Baus beeindruckt? In der Grotte wohnen nämlich Fledermäuse.
Ludwigsluster Kanal – Wasserspiele ohne Pumpen
Das Schönste am ganzen Park waren für mich die Wasserspiele, Kanäle und Brücken.
Der Ludwigsluster Kanal – hier mit Blick auf die steinerne Brücke – lädt zum Verweilen ein. Die Bank dafür konnten wir uns trotz sommerlicher Temperaturen aussuchen. Nur ein Platz war durch einen Gärtner besetzt, der gerade Mittagspause machte und wie wir dem plätschernden Wasser lauschte.
Dass wir dem Wasser lauschen können, ist etwas Besonderes. Denn das Wasser kam hier früher gar nicht vor. Baumeister Busch ließ von 1756 bis 1760 einen 28 Kilometer langen Kanal bauen, der die Flüsse Stör und Rögnitz verbindet. Beeindruckend ist auch, dass der durch angelegte und natürliche Gefälle aufgebaute Druck ausreicht, um die Wasserspiele und Kaskaden des Parks zu speisen. Bis heute sind keine mechanischen Pumpen verbaut.
Ein Mönch und viele Nonnen
Nur wenige Schritte von der steinernen Brücke entfernt, entdecken wir eine einzelne Fontäne. Ein Besucher (der einzige im sichtbaren Umkreis) erzählt, dass die Fontäne „der Mönch“ genannt wird.
Er rät uns, dem Kanal noch weiter zu folgen, denn da erwarten uns die „Nonnen“. Das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Außerdem ist das Wandeln am Kanal einfach schön. Die Nonnen entpuppen sich dann als 24 Wassersprünge in einem runden Becken.
Das um 1766 erbaute Ensemble mit Kaskade und Wassersprüngen war der gestalterische Höhepunkt des Kanals. Auch hier gibt es Sitzgelegenheiten.
Die Nonnen machen übrigens ganz schön Lärm. Einen kurzen Höreindruck erlebt ihr über das folgende Video.
Sofern man nicht neben den Nonnen steht (hier ist ein Gespräch nur mit einem lauten Organ möglich), ist es im Schlosspark Ludwigslust herrlich ruhig. Natürlich ist Ludwigslust keine Großstadt wie Berlin oder München, in denen sich an schönen Tagen die Menschen in den Parks beinahe stapeln. Dennoch bin ich immer wieder überrascht, wie leer auch so idyllische und wunderschöne Orte in Mecklenburg-Vorpommern sind.
Gepflegter Park mit vielen Brücken
Am Anfang des Parks, wo das Schloss noch in Sichtweite ist, tummelten sich noch ein paar mehr Menschen (u. a. eine Schulklasse), aber später wurde es immer leerer. Hier haben wir vermehrt Menschen in Arbeitskleidung gesehen, die alle mit der Pflege des Parks beschäftigt waren. Und das machen sie hervorragend. Es ist eine Freude, in dieser gepflegten Parkanlage zu spazieren.
Um alles zu erkunden, müsst ihr auch viele Wasserläufe überqueren. Damit ihr dies trockenen Fußes machen könnt, gibt es im Ludwigsluster Schlosspark zahlreiche Brücken. Auch hier wurde auf Abwechslung geachtet. Keine gleicht der anderen, wie diese kleine Brücken-Auswahl zeigt.
Schweizerhaus und Mausoleum
Die Brücke oben links brachte uns zu einer weiteren Sehenswürdigkeit im Park: Dem Schweizerhaus, erbaut um 1790 für die Herzogin Luise.
Wenn sie dem Trubel im Schloss entfliehen wollte, zog sich die Herzogin in ihr „einfaches Sommerhaus“ zurück. Nach dem Tod der Herzogin wurde es für unterschiedliche Zwecke genutzt. Zunächst zogen Hofbedienstete ein, später war es eine Jugendherberge, ein Restaurant und sogar eine Lungenheilstätte.
Das Schweizerhaus war für die Herzogin ein Rückzugsort. Und hier, so verfügte sie in ihrem Testament, wollte sie auch begraben werden. Ihre letzte Ruhestätte fand die Herzogin Luise dann aber im eigens gebauten Louisen-Mausoleum.
Ungeachtet ihres Wunsches hatte ihr Mann Friedrich Franz I. das Mausoleum, bewacht von zwei Sphinxen, in Auftrag gegeben.
Hinweis: Der Schlosspark ist ganzjährig durchgehend geöffnet und kann kostenlos besucht werden (Stand: August 2022).
Zum Abschluss meines Ausflugs in das Schloss Ludwigslust und den Schlosspark und auch, weil ich wirklich eine Unmenge von Fotos gemacht habe, gibt es noch ein paar „grüne Bilder“. Solltet ihr Schloss und Park besucht haben, erzählt mir gern, wie es auch gefallen hat.
Liebe Marie,
vielen Dank für diese Vorstellung von Schloss Ludwigslust! Es steht schon länger auf meiner DaMöchteIchHin-Liste, nach deinen wunderschönen Bildern möchte ich es nun umso lieber „persönlich“ kennenlernen.
Pappmaché! Wer hätte das gedacht! Wieder einmal ist nicht alles Gold, was glänzt, aber es sieht trotzdem toll aus!
Liebe Grüße
Susanna
Liebe Susanna, es freut mich, dass dir mein Artikel Lust auf Ludwigslust *hehe* macht. Das war meine Absicht. 🙂 Es ist wirklich traumhaft dort.
Herzliche Grüße
Marie
Liebe Marie, ein wundervoller Artikel mit großartigen Fotos. Bin gerade aus dem Urlaub zurück und mich hat viel Bürokram und Arbeit im Haus, am Haus und ums Haus herum empfangen. Melde mich demnächst in ruhigeren Tagen ausführlicher. Kennst du übrigens schloss Kaaz? Deine Parkwanderung in Ludwigslust hat mich daran erinnert. Liegt etwas abseits der B 104, LG Hanne
Danke dir, liebe Hanne. Deine Kommentare freuen mich immer sehr. ❤️ Schloss Kaarz kenne ich, allerdings nur vom Vorbeifahren. Die Parkwanderung steht aber auch auf meiner Liste. Liebe Grüße Marie